Eine Rose niederlegen

Heute ist der 25.11. –  der Tag, an dem Rosen niedergelegt werden.
Vor Kreissaaltüren, hinter denen wehende Mütter im Vertrauen zum Geburtspersonal geklingelt haben – und denen statt dem Glück einer harmonischen Geburt Leid widerfahren ist.
Rosen, die auf die vielen Schicksale aufmerksam machen möchten – denn diese leidvollen Erfahrungen niemals hätten geschenen dürfen.
Auch ich lege jedes Jahr (virtuell) eine Rose vor die Kreissaaltür des Neuperlacher Krankenhauses, in dem ich vor 18 Jahren geboren habe.
Namen werde ich keine nennen ausser den meines Mannes, der nach dem Hebammenwechsel mein bester Geburtshelfer war und mir beigestanden hat,
* während die Hebamme, obwohl wir die einzigen im Kreissaal waren, durch Abwesenheit geglänzt hat statt zu unterstützen.
* die Hebamme mir zunächst mit einem blöden Spruch die Hilfe verwehrt hat, obwohl ich plötzlich große Schmerzen hatte (die keine Wehen waren, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat)
* wo die Chefärztin, die irgendwann kam, sich nicht mit dem Wehentropf auskannte und mir dadurch einen Wehensturm bescherte.
Von der vaginalen Sternengucker-Geburt (bei der sich niemand (!) vom Neuperlacher Geburtspersonals tatsächlich im Klaren über die Lage unseres Sohnes war) und die Geburt mit „Huch, wie kommt der denn da raus“ kommentierte, sind geblieben:
* ein Bandscheibenvorfall, weil mir befohlen wurde, in Rückenlage zu verharren (Schmerzen sind auch heute noch mein ständiger Begleiter)
* ein ausgerenkter Halswirbel bei meinem Mann. (Da das Kreissaalbett keinen Galgen hatte, hat Boris sich als Haltevorrichtung angeboten)
* ein Dammschnitt, über den ich nicht aufgeklärt wurde und mich auch niemand um Erlaubnis gefragt hatte (und dessen Naht mir fast eine zweite Versorgung beschert hätte – und unter meiner 2. Geburt dann wieder aufging). Dieser Dammschnitt hat nicht nur mich verletzt und traumatisiert, sondern auch meinen Mann, der das Geräusch der, wie er es sagt „Geflügelschere“ nicht mehr vergisst.
* der Spott des Oberarztes, der am nächsten Tag auf den Dammschnitt schaut und nur meint „Da haben sie sich aber eine schöne taubeneigroße Hämorrhoide gepresst“.
* ein Flaschenkind, denn die Behandlung des Bandscheibenvorfalls ließ die Milch versiegen.
Aber meine leidvolle Erfahrung hatte – in der Retrospektive – auch viel Positives:
* der Göttin sei Dank: ein weitestgehend körperlich unverletztes Kind!!
* Das Wissen, trotz (!) des Geburtspersonals auf meinen Körper vertrauen zu können: ich habe – bevor meinem Sohn irgendwer eine Saugglocke ansetzen konnte – intuitiv von außen die entscheidenden Bewegungen gemacht, die ihn tatsächlich nach Stunden der Presswehen haben schlüpfen lassen.
* immer meinen Mann als besten Vertrauten zu haben.
* Außerdem hat die „Neuperlacher Erfahrung“ hat meinen weiteren Weg bereitet: hin zum Doula sein, hin zur Heilpraktikerin für Frauengesundheit und damit hin zur Wegbegleiterin, die ihre Klientinnen darin bestärkt ihre MItte zu finden und zu halten.
So lege ich heute nicht nur meine Rose virtuell nieder – sondern einen ganzen Rosenstrauß als Mahnmal: für jede Frau, die Gewalt erfahren musste – egal ob durch unachtsame Beratung und Behandlung bereits in der Schwangerschaft, während der Geburt oder im Wochenbett.
Mit meiner Ermahnung kommen viele gute Wünsche:
* dass Wunden heilen mögen und wir Frauen unseren Frieden mit der Situation machen können
* dass  fortan in Worten und Werken Achtsamkeit geübt werde bei den Geburtshelfern
* dass Frauen die Schwelle der Mutterschaft gestärkt überschreiten
* dass die werdende Familie das Ereignis der Geburt positiv erleben dürfen.
…. dass eine jede Frau fortan so sanft und achtsam behandelt werde, wie die Rose, die sie ist.

Lies hier weitere Beiträge im TFM-Magazin