Embodiment und Empowerment

In Zeiten wie diesen fällt das Tragen unserer Krone schwer – die einzelnen, denen ich begegne, haben meist eine gedrückte Körperhaltung – niedergedrückt von den vielen (Horror-) Nachrichten und Bildern, die von außen auf uns einströmen. Unser Körper reagiert darauf: sicht- und von außen wahrnehmbar durch die Körperhaltung … aber auf vielen anderen Körperebenen gleichermaßen: mit Stress, der das Immunsystem schwächt, mit dem seit Neandertalerzeiten erprobten Lebenserhaltungs- und Notprogramm.

Social Distancing oder die „berührungsfreie Umwelt“

Wir sind Berührungs-Wesen. Ohne (wie es so schön wissenschaftlich heißt) „basale Stimulation“ – sprich Berührung & Kontakt – können wir nicht überleben… und gleichzeitig leben wir – dank der Medien – in einer übersexualisierten Gesellschaft, denn „Sex sells“…
Wo ist das „gesunde“ und „gute“ Maß einer ehrlichen und wohltuenden, sanften Berührung und dem Gefühl angenommen zu sein in den eigenen Bedürfnissen – und ohne, dass sexuelle Absichten dahinter wären?

Danke auch, Herr Descartes!

Wo die spanische Mystikerin Teresa von Avila (1515-1582) noch den Ratschlag gab „Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen“ stellt der französische Philosoph und Gelehrte René Descartes (1596-1650) das alte Weltbild nicht auf, sondern in den Kopf:
Ich
denke,
also bin ich;
Ich zweifle, also bin ich;
ich werde getäuscht, also bin ich.
Als Begründer des Rationalismus trennt er nun das, was vorher zusammen eine Einheit bildete ent-zwei: Nun gibt es Kopf und nunja, „auch“ noch einen Körper.
So ist es nun eine Begleiterscheinung der Modernen, dass wir uns über die Brillianz des Geistes, das Wissen unseres Denkers definieren und glauben, dass wir damit Kontrolle über unseren Körper erlangen.
Allzu oft sehen wir jedoch Menschen, die „kopflos“ umherlaufen und sich „seelenlos“ fühlen – sofern Kopffüßler zu einer solchen Wahr-Nehmung überhaupt bereit sind.

Wahrnehmung – Hinspüren – Achtsamkeit

Achtsamkeit – sie fängt bei uns selbst an! Wie bewege ich mich in „meiner Welt“? Habe ich (m)einen Platz gefunden … und wo werde ich dem gerecht, was meine Bestimmung ist?
Die Frage „Wie geht es?“ wird schnell beantwortet mit: „Danke, gut.“ – Es ist ein Ritual, eine Begrüßungsfloskel. Derjenige der fragt, möchte nämlich eben diese Antwort hören… und derjenige der antwortet, spürt es gar nicht hin.
Werte Leser!n – hast Du heute schon hingespürt, wie es Dir tatsächlich geht? Wo stehst Du gerade? Wie geht es Dir damit? Wie fühlst es sich an? (Wie) nimmst Du dich in Deinem Kontext wahr?

Embodiment – die Seele berühren?

Wahr-Nehmung. Als Berührungswesen transportiert jede Berührung auch eine Botschaft. Wir lernen unaufhörlich, ankern dieses Wissen, verankern es in uns. Wir verknüpfen Berührungen mit unseren gemachten Vorerfahrungen… Gerade daher ist es so wichtig, dass wir achtsam mit uns selbst und unserem Gegenüber umgehen: der Körper vergisst nicht, was die Seele schon einmal erfahren und wahr-genommen hat.

Rhythmik & Rhythmus – Raus aus dem Hamsterrad!

„Entweder stoppen und einfrieren“ oder „Augen zu und durch“ oder „Erde halt‘ an, ich will aussteigen“.
WIR sind es, die diese (und andere) Entscheidungen treffen… und wenn ich in mir ruhe und nicht verwirrt wie das oft zitierte „Hühnchen ohne Kopf“ laufe, lassen sich WEISE Entscheidungen treffen, denn ich integriere meine Vorerfahrungen in meinen Körper, spüre hin, welche Option was mit mir macht und ent-scheide.
Das Wesen einer getroffenen Entscheidung ist hierbei immer (!): sie trennt uns vom großen Wust der anderen Möglichkeiten. Entscheidungen tun immer – mehr oder weniger – weh, denn wir nehmen damit gleichzeitig auch Abschied von dem großen Rest und dem was wir vorher als vermeindliche Optionen hatten.
Da wir Gewohnheitstierchen sind, fallen wir mit Entscheidungen kurzfristig (oder auch längerfristig) auch aus unserer Rhythmik, stolpern auf unserem Weg, vielleicht fallen wir sogar auf die Knie und entscheiden auch da wieder: „Da bleiben?“ oder „Aufstehen, Krönchen richten und weiter.“

Balance?

Über den Körper den Impuls geben, dass es eine Ordnung, eine Kontinuität und eine Rhythmik gibt. Ein Angebot machen, das entweder dankend angenommen werden kann – aber auch abgelehnt werden darf?
Ja.
Kommt der Körper in seine Eigenschwingung, in seine Eigenmacht, fließt die Life Force – dann kommt diese wohltuende Balance… denn egal was geschieht. Ich kehre immer wieder vom Außen ins Innen – und von Neuem mache ich mich auf ins Außen und kehre wieder zu mir selbst zurück.

In der Mitte – Das Auge des Tornados

In der Mitte ist: Ruhe! Egal, wie schnell und wild, wie chaotisch und sinn-frei die Welt da draußen sich drehen mag – wir finden Ruhe in uns selbst, wenn wir unsere eigene Mitte kennen(lernen) und lernen sie als unseren mächtigsten Rückzugs- und Kraftort schätzen.
…. und wenn ich in meiner Mitte ruhe, kann ich weise Entscheidungen treffen, die wohl überlegt sind.

Empowerment – you raise me up.

In diesem Sinne: May the (life) force be with you.

Lies hier weitere Beiträge im TFM-Magazin