Frauenbauch & Selbstwahrnehmung

Wo uns jede Werbung und jeder Movie als den perfekten Körperstandard straffe Nicht-Bäuche präsentiert, ein Frauenbauch nur während der Schwangerschaft gewölbt und rund sein darf, ändert sich der Blick auf unsere Frauenkörper enorm – bis hin zu einer falschen Wahrnehmung!
Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne.
Orientalisches Sprichwort
Jeder Bauch ist schön!!!
Egal, ob er nun flach und nach heutigen Werten „ideal“ ist, weil sich jeder Muskel abzeichnet, und sich an der „richtigen Stelle“  rundet – Egal, ob er mehr oder weniger Individualgewebe aufweist, oder er auf seine ganz eigene Art und Weise erzählt, was wir Frauen in unserem Leben schon so alles erlebt haben: Bäuche erzählen zum Beispiel von den Höhen und Tiefen diverser Abnehm-Aktionen, Geburt(en), Operationen & Eingriffen in unsere Unversehrtheit.

Ein Frauenbauch erzählt Geschichte.

Wie wir allerdings unsere Geschichte wahr-nehmen und interpretieren ist so individuell wie unsere Bauchform und die Spuren der Vergangenheit selbst.

In meiner Praxis höre ich (leider viel zu oft) Sprüche wie:

„Ich bin mit meinem Bauch unzufrieden.“
„Frau Pfeiffer, Sie sind die einzige, die meinen Bauch berühren darf.“
„Ich finde meinen Bauch nicht schön.“
„Schauen Sie nur, diese schrecklichen Falten und Streifen.“
„Ich würde gerne diese doofen Röllchen loswerden.“
„Wird mein Bauch dann schlimm aussehen, wenn ich dann schwanger bin und – wie wird das dann anschließend sein?“

Annehmen was ist.

Als Behandlerin gehe ich jedes Mal ehrfürchtig damit um, wenn meine Patientinnen mir das Vertrauen schenken, ihren Bauch berühren zu dürfen. Dies versteht sich nicht von selbst / ist nicht selbst-verständlich!
Wir TFM-Therapeutinnen arbeiten mit dem, was uns die Patientin präsentiert.
Es ist eine achtsame Kontaktaufnahme – mit dem Bauch, mit seiner Geschichte und der der Trägerin – ganz im Tempo der Patientin.

„Die Mitte ist überall.“
Friedrich Wilhelm Nietzsche

Unsere Fortpflanzungsorgane, Teile des Darms und wichtige Nervengeflechte, denen die Wissenschaft den Begriff „Bauchgehirn“ zugesprochen hat, liegen gut geschützt im Becken. Uns Frauen wird nachgesagt, dass wir gerne „mit dem Bauch denken“ – und in der Tat, von diesem emotionalen Zentrum und Ort unserer weiblichen Kreativität kommt wohl unser „Bauchgefühl“. Schon Leonardo da Vinci hat im vitruvianischen Menschen die Mitte dargestellt; in den verschiedenen Lehren hat sie ihre eigenen Bezeichnungen: aus dem Daoismus stammt der Begriff des „Dantian“ für den energetischen Schwerpunkt des Menschen, in der TCM wird der Akupunkturpunkt KG6, der sich zwei Fingerbreit unterhalb des Nabels befindet, als „Meer der Energie“bezeichnet. Im Japanischen trägt dieses Zentrum und die geistige Mitte den Namen „Hara“.

 

Die Arbeit am Bauch mit TFM.

Wo die meisten Massagen den Bauchraum aussparen und sich dem Rücken und den Extremitäten widmen, beginnt bei der Therapeutischen Frauen-Massage ein wichtiges Modul: die Grundbehandlung des Bauches.

Die Kontaktaufnahme am Bauch findet in der TFM ganz sanft und an der Oberfläche der Haut statt – wie als ein Begrüßen.
Die so genannte Lotosmassage, der 1. Schritt der Grundbehandlung des Bauches, ist gleichzeitig eine erste Zentrierung: der Griff wird von der Symphysenoberkante bis zum Xiphoid am unteren Ende des Brustbeins. Das Aufwärtsstreichen und Umstreichen des Bauchraums gibt der Patientin einen ersten Impuls für ein (anderes) Wahrnehmen ihres Bauches, bildet die Basis für ein Hin-Spüren und Hin-Schauen auf ihren Prozess und mögliche Lösungen.

Hierbei nehmen wir die Temperatur im Bauchraum wahr. Je nach Geschichte und ihrer Tragik ist der Bauch bis über den Nabel kalt oder die Kältezone breitet sich konzentrisch um den Nabel aus. Durch die sanften Streichungen können wir auch die Spannung (oder den Nicht-Tonus) wahrnehmen.

Im 2. und 3. Schritt, den seitlichen Drainagen,  liegt die Intention auf der Mobilisation von Kongestion; hierbei überstreichen wir – quasi en passant – auch den Illio-Psoas.

Der 4. und abschließende Schritt ist ein sanfter Zentrierungsgriff, der im Körper durch das abgewechselnde Wiegen zur Mittellinie hin wieder diesen Impuls weckt von „egal was kommt, ich finde zurück zu meiner Mitte“.
Der Körper gibt uns während des Arbeitens Rückmeldung; reagiert das Vegetativum, schenken wir diesen Umstand sofortige Beachtung, schließen umgehend mit dem Behandlungsschritt ab und wenden das 1. Prinzip an.
Übrigens: Ist der Fluss der Life Force etabliert, kann man feststellen, dass sich die Temperatur angleicht und sich auch die Spannung reguliert. Je nach der individuellen Geschichte kann dies manchmal ein paar Behandlungseinheiten in Anspruch nehmen.

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